Bericht über 66. Jour Fixe der Stiftung ex oriente
Mit der Globalisierung findet das China-Motiv immer häufiger einen Platz in deutschen Medien, und das nicht nur beispielsweise im Handelsblatt im Rahmen wirtschaftlicher Berichterstattungen. „Tibet“, „Ai Weiwei“, „die Olympischen Spiele 2008“… Es gibt kaum eine deutsche Zeitung, die nicht über diese Themen berichtet hat. Laut Neil Postman, einem US-amerikanischen Medienwissenschaftler, spielt das von den Medien vermittelte Bild die Hauptrolle für die Wahrnehmung gegenüber unserer Welt. In wieweit diese Behauptung in der heutigen Zeit noch gültig ist, ist zwar diskussionsbedürftig, aber kaum jemand wird die Beeinflussung von uns Menschen durch die Medien verleugnen können. Daher ist die mediale Darstellung von großem Interesse.
Herr Dr. Hansjörg Bisle-Müller ist wissenschaftlicher Angestellter am Sprachenzentrum der Universität Augsburg und Präsident der Deutsch-Chinesischen Gesellschaft Augsburg e.V. Er hat sich mit Berichterstattungen China-bezüglicher Themen durch die deutsche Presse beschäftigt. Am 13. April 2012 hat er auf Einladung der Stiftung ex oriente in einem stark besuchten Vortrag die Ergebnisse seiner Analyse vorgestellt. In seiner eineinhalbstündigen Präsentation berichtete er anhand von Beispielartikeln aus der Augsburger Allgemeinen Zeitung und der Süddeutschen Zeitung.
Die Zeitungsartikel wurden sprachwissenschaftlich auf Wortschatz, Rahmenwissen, Argumentationsmuster, Quellenzitierung und andere weitere Kriterien untersucht. Bemerkenswert waren z.B. die einseitige Auswahl der Quellen/Zeugen, die unklare Zitierweise, der manipulative Einsatz von Stigmawörtern, Fahnenwörtern und Neologismen sowie die Zurückhaltung von Informationen.
„Die untersuchten Texte fördern das selbstständige Denken der Lesenden nicht, sondern erschweren es. Teilweise wird richtig manipuliert, teilweise bekommen die Lesenden offen eine Meinung aufgedrängt“, meint Herr Dr. Bisle-Müller.
Dem Vortrag schloss sich einer von Herrn Pöllath geleitete Fragerunde an.